Der Golden Delicious [‚goʊldən də’liʃəs], auch: Goldener Köstlicher ist eine Tafelobstsorte des Kulturapfels. Golden Delicious ist seit Jahrzehnten die wichtigste gelb/grüne Apfelsorte im Welthandel. Golden Delicious ist ein süßaromatischer Apfel, dessen Baum sehr ertragreich ist. Ursprünglich stammt er aus West Virginia, wird aber seit der Mitte des 20. Jahrhunderts weltweit angebaut. In Deutschland wird er erst am Ende der Wachstumsperiode reif und benötigt klimatisch günstige Bedingungen, um voll auszureifen.
Vor allem aufgrund seines hohen gleichmäßigen Ertrags ist Golden Delicious eine Lieblingssorte der Apfelzüchter, sein Erbgut ist mittlerweile in zahlreiche im Handel erhältlichen Sorten eingeflossen. Von Golden Delicious stammen zahlreiche andere Sorten ab, die ebenfalls global im kommerziellen Anbau angebaut werden, darunter Elstar, Jonagold, Gala, Cripps Pink, Rubinette und Pinova.
Die Früchte sind grünlich, werden mit Reife cremefarben gelblich, können an der Sonnenseite leicht gerötet sein. Die Früchte sind mittelgroß bis groß. Sie sind rund bis länglich und gleichmäßig gebaut. Der Körper ist erkennbar gerippt, insbesondere am Kelch sind die fünf Rippen deutlich erkennbar. Die Stielgrube ist schmal und tief, meist mit etwas Berostung. Der Stiel selbst lang und schmal, er sitzt fest in der Stielgrube. Die Kelchgrube ist im Vergleich zu anderen Äpfeln durchschnittlich weit und tief. Die Haut des Golden Delicious ist glatt, trocken und dünn. Bei Anbau in feuchtem Klima kann es zu Berostung kommen. Die Lentizellen sind vergleichsweise groß und von grau-brauner Farbe.
Das cremefarbene Fruchtfleisch ist saftig und fest. Wird Golden Delicious erst spät geerntet, ist sein Fruchtfleisch mehlig. Zum Zeitpunkt der Ernte sollte das Fruchtfleisch eine Festigkeit von 7 bis 8 kg/cm² haben und einen Zuckergehalt von 11.5-13.0° Grad Brix.
Voll ausgereift sind die Äpfel süßaromatisch und etwas anisartig. Golden Delicious hat nur wenig Säure, was sich im Geschmack zeigt. Früchte, die im Schatten hingen können wässrig schmecken, nicht ausgereifte Äpfel geschmacksarm. Wird Golden Delicious aufgeschnitten oxidiert das Fruchtfleisch nur langsam.
Der Baum ist etwa mittelgroß. Äste und Zweige wachsen in weiten Winkeln voneinander entfernt. Unbeschnitten ist der Baum recht raumgreifend, mit Neigung zu herunterhängenden Ästen. Der Baum trägt Früchte an einjährigem Holz und den Astenden.
Für die Entdeckung des Golden Delicious existieren zwei verschiedene Varianten. Nach der verbreiteteren Variante – die über Jahrzehnte von Stark Brothers verbreitet wurde – entdecke Anderson H. Mullins im Jahr 1905 in Porter’s Creek in Clay County, West Virginia/USA einen zufällig gewachsenen Apfelbaum mit großen gelben Äpfeln auf seinem Grundstück. Der Baum trug selbst in Jahren reichlich, in denen die anderen seiner Obstbäume kaum Früchte trugen. Die Äpfel vom Baum hielten sich bis in den April. J.M. Mullins, Neffe von Anderson Mullins nahm aber für sich in Anspruch den Baum bereits 1890 entdeckt zu haben. Als Jugendlicher auf der Farm seines Vaters mähte er das Gras, und ließ den Baum am Leben bis er schließlich Äpfel trug. J.M. Mullins vermutete, dass der ursprüngliche Samen von einem der Bäume der Farm stamme, die ebenso vermutlich von der Sorte Golden Reinette waren. Als Vatersorte wird Grimes Golden angenommen, unter anderem da viele gemeinsame Eigenschaften erkennbar sind.
Sicher ist wieder, dass L.L. Mullins, Vater von J.M. Mullins und Bruder von Anderson Mullins das Land samt Apfelbaum Anfang des 20. Jahrhunderts an Anderson Mullins verkaufte. Anderson Mullins nannte den Apfel Mullins Yellow Seedling und schickte im Frühjahr 1914 einige Exemplare an die Stark Brothers in Missouri. Stark hatte bereits erfolgreich die Apfelsorte Red Delicious in den Vereinigten Staaten eingeführt, und war einer der erfolgreichsten und aggressivsten Obstzüchter in jener Zeit. Paul Stark, der zu dieser Zeit das Geschäft leitete, war beeindruckt vom Geschmack des Apfels und auch davon, dass er noch im April festes Fruchtfleisch hatte. Der von Stark später in zahlreichen Katalogen nach verbreiteten Legende, erkannte er das Potenzial des Apfels, und machte sich auf den „Trail of the Golden Apple“ („Pfad des goldenen Apfels“): der Weg führte mit der Bahn, einer Schmalspurbahn und auf dem Pferd durch die Berge West Virginias hin zum Grundstück der Mullins. Dort öffnete ihm niemand, und hinter dem Haus sah er nur einen kleinen Obstgarten mit kleinen verkrüppelten Bäumen. Erst auf den zweiten Blick entdeckte er einen allein an einem Berg stehenden großen, reichlich tragenden Baum. Als er diesen Baum näher in Augenschein nahm, traf Mullins auf ihn, und stellte den Apfel vor „Er heißt Mullins. Ich habe ihnen einige davon geschickt“.
Stark zahlte 5000 US-Dollar (laut Anderson) beziehungsweise 50 US-Dollar (laut J.M.) an die Familie für den Baum und die knapp hundert Quadratmeter Land um ihn herum. Ebenso bezahlte Stark die Familie dafür, dass sie sich um den Baum kümmerte, und blieb im regelmäßigen Austausch über den Zustand des Originalbaums. Stark ließ auch einen Käfig mit einer batteriebetriebenen Alarmanlage um den Apfelbaum herum bauen. Der Ur-Golden-Delicious starb im Jahr 1958. Reste des Käfigs waren im Jahr 1987 noch zu sehen. 1916 brachten Stark Brothers, die schon den Red Delicious vertrieben, den Apfel unter dem Namen Golden Delicious in den Handel.
In der DDR war der Golden Delicious, „Gelber Köstlicher“ genannt, allgegenwärtig. Bei ungünstigem Klima verliert der Golden Delicious an Aroma, auch muss er früher geerntet werden, bevor er vollreif ist. Der Ertrag der Bäume bleibt weiterhin sehr hoch. Obwohl sich das Klima der DDR ungünstig auf sein Aroma auswirkte, führte seine Ertragsstärke doch dazu, dass er überall angebaut wurde. Folge war die Versorgung der DDR mit großen Mengen von Äpfeln mit vermindertem Aroma. Der frühzeitig geerntete „Gelbe Köstliche“ bekam so auch den Spottnamen „Grüner Gräßlicher“.
Der Winterapfel kann in Europa im Oktober geerntet werden und erreicht ab Dezember die Genussreife. Je nach Anbaugebiet und Klima kann es vorkommen, dass die Wachstumsperiode für Golden Delicious zu kurz ist, die Äpfel nicht voll ausreifen und dementsprechend bei der Ernte im Geschmack beeinträchtigt sind. Die Ernte findet meistens in nur einem Durchgang statt. Der gewählte Zeitpunkt ist meist, wenn die Farbe der Früchte sich von grün nach gelb verändert.
Der Baum verliert im Normalfall keine Früchte vor der Ernte. Unter guten Bedingungen ist der Baum sehr ertragreich. „Golden Delicious“ gilt als Maßstab für den Ertrag anderer Sorten, wobei deren Ertrag als Prozentzahl des Golden-Delicious-Ertrags unter gleichen Bedingungen angegeben wird.
Golden Delicious ist diploid, teilweise selbstbefruchtend, und produziert im Vergleich zu anderen Äpfeln sehr viele Pollen. Geeignete Befruchter sind Braeburn, Cox Orange, Milwa, Elstar, Gala, Idared, Pinova, Rubinette und Summerred.[4] Teilweise werden Chemikalien benutzt, um Berostung am Apfel zu verhindern.
In Deutschland hält sich Golden Delicious im Frischluftlager bis Dezember. Im CA-Lager ist er bis über den Juni hinaus haltbar. Unter optimalen Bedingungen hält sich Golden Delicious bis zur nächsten Ernte. Die Äpfel können gekühlt bis März gelagert werden, im CA-Lager hält sich der Apfel in Europa bis in den Juli. Optimale Bedingungen im CA-Lager hängen von der Region ab. Sie liegen zwischen 1 und 3 Prozent Sauerstoff und 0 bis 4 Prozent Kohlendioxid bei -0,5 bis 2 Grad Celsius. An der Haut beschädigte Äpfel sind anfällig für Lagerfäule. Um eine schrumpelige Haut zu vermeiden, wird diese vor dem Einlagern meist gewachst.
Golden Delicous ist sehr anfällig für Apfelschorf. Der Baum wird deshalb auch für Haus- und Liebhabergärten nicht empfohlen. Schalenbräune tritt in manchen Anbaugebieten im Lager auf, wird aber durch die Lagerung im CA-Lager verhindert. Die Mehltau-Anfälligkeit hängt von der Anbauregion ab, ist in Baden-Württemberg beispielsweise kaum vorhanden. Golden Delicious ist anfällig gegen Rostpilze der Art Gymnosporangium clavipes und der Art Gymnosporangium juniperi-virginianae, ebenso wie gegen die Apfelblutlaus. Gegen Feuerbrand ist der Apfel mittelmäßig resistent, und als einer der wenigen Äpfel ist er resistent gegen Obstbaumkrebs.
Golden Delicious ist ein Tafelapfel. Er zerfällt beim Kochen und Backen kaum, und eignet sich deshalb für kulinarische Verwendung, bei der der Apfel noch als solcher erkennbar sein soll. Benutzt wird er für Apfelmus und Babynahrung. Aus Golden Delicious wird ein Obstbrand hergestellt, der ebenso wie etwa Williams-Christ-Brand über ein unverkennbares Aroma verfügt.
Quelle Wikipedia