Die Deutsche UNESCO-Kommission teilt mit, dass der Streuobstanbau in das „Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes“ eingetragen wurde.
Streuobstwiesen beherbergen und schützen die Vielfalt der Obstsorten und prägen unsere Kulturlandschaften.
Das Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes zeigt exemplarisch, welche lebendigen kulturellen Traditionen und Ausdrucksformen in Deutschland praktiziert und weitergegeben werden. Es würdigt kreative und inklusive Kulturformen und deren reichen Schatz an Erfahrungswissen.
Wir zitieren aus folgender Quelle (https://www.unesco.de/kultur-und-natur/immaterielles-kulturerbe/immaterielles-kulturerbe-deutschland/streuobstanbau):
„Seit Mitte des 19. Jahrhunderts gehen die Streuobstbestände in ganz Europa zurück. Damit schwindet nicht nur ein kultureller Erfahrungsraum für den Menschen, sondern auch ein ökologisch wertvoller Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten. Lebendig gehalten wird der Streuobstanbau durch ehrenamtliches Engagement.
Biodiversität
Elementarer Bestandteil des Streuobstanbaus in Deutschland ist die Biodiversität. Streuobstwiesen sind artenreiche Biotope, die zahlreiche Tier- und Pflanzenarten beherbergen. Sie sind aus einer landwirtschaftlich-kulturellen Entwicklung hervorgegangen und direkt an menschliches Wissen gebunden. Viele Bestände wurden im 20. Jahrhundert gerodet, was zum Verlust größerer Flächen von Streuobstwiesen geführt hat. Heute gefährden weniger Rodungen als das schwindende Wissen, fehlende Fertigkeiten und Wertschätzung, der hohe Arbeits- und Zeitaufwand und die mangelnde Rentabilität den Bestand.
Handwerk und tradiertes Wissen
Im Kern des Streuobstanbaus stehen die arbeits- und zeitintensive Pflege und Bewirtschaftung der Wiesen sowie die Obstverarbeitung. Traditionelle Handwerkstechniken sind dabei fester Bestandteil der Praxis. Der Streuobstanbau umfasst auch verschiedene Bräuche und Rituale wie beispielsweise die Neupflanzung von Bäumen bei Geburten und zahlreiche öffentliche Veranstaltungen wie Streuobst-, Apfelwein-, oder Obstblütenfeste. Für den Erhalt des Streuobstanbaus unabdingbar ist neben dem landwirtschaftlichen Wissen und den dazugehörigen Handwerkstechniken auch das Wissen über tausende gezüchtete Obstsorten und den richtigen Standorten für den Anbau.
Weitergabe und regionale Identität
Der Streuobstanbau ist für die Trägergruppen und die Bevölkerung ein Stück regionaler Identität. Das Wissen rund um den Streuobstanbau wird von zahlreichen Akteurinnen und Akteuren aus dem Naturschutz und Fachleuten bewahrt, die auf Tagungen, Lehrgängen und durch praxisnahe Kurse Wissen weitergeben. Durch interaktive Ausstellungen in Freilichtmuseen, Wanderausstellungen, Streuobstpfade und Online-Portale sind Informationen öffentlich zugänglich. Umweltbildungsprogramme richten sich an Kinder und Jugendliche und binden so auch die jüngere Generation in die Kulturform mit ein.“