Die Kornelkirsche (Cornus mas), auch Herlitze, Dürlitze, Hirlnuss, in Österreich auch Dirndl, Dirndling, Dirndlstrauch oder Gelber Hartriegel, in der Deutschschweiz Tierlibaum genannt, ist eine Pflanzenart und gehört zu den Hartriegeln (Cornus). Die Blütezeit dieses Strauchs liegt in Deutschland im März/April, in der Regel sogar noch vor der Forsythie.
Die Kornelkirsche ist ein in Südeuropa und Teilen von Mitteleuropa weit verbreiteter Großstrauch oder Baum, der auch in Deutschland – meist angepflanzt – häufig anzutreffen ist. Die Wuchshöhe beträgt im Alter von 25 Jahren gut 4 m, mit 50 Jahren erreicht sie knapp 8 m. Die Stämme werden 15–20 cm dick. Die anfangs gelbgraue Rinde bildet später eine in dünnen, verbogenen Schuppen abstehende und abblätternde Borke. Die Wurzeln dringen tief in den Boden ein, bilden aber auch oberflächlich ein intensives Wurzelsystem, das allerdings durch Überschwemmung, Bodenverdichtung oder Salz leicht geschädigt wird. Die jungen Triebe sind grünlich behaart, später kahl. Die Blätter sind eiförmig-elliptisch, spitz, 4–10 cm lang, oben glänzend, beiderseits angedrückt behaart, mit 3 bis 5 Nervenpaaren. Im Herbst färben sie sich gelb, manchmal auch orange, können aber in manchen Jahren bis zum Laubfall grün bleiben. Die Blüten sind goldgelb und stehen in kleinen, an der Basis mit vier gelben Tragblättern versehenen Dolden. Jede einzelne Blüte hat die charakteristischen vier Blütenblätter wie alle Hartriegelgewächse. Sie erscheinen von Februar bis April vor den Blättern am alten Holz. Die Blütenknospen werden schon im Herbst angelegt, deshalb gibt es zwei verschiedene Winterknospen: Die länglichen Blattknospen und die kugelig geformten zukünftigen Blütenstände. Die daraus entstehenden Früchte sind glänzend rot, länglich und etwa 2 cm lang, enthalten rotes Fruchtfleisch und einen länglichen Steinkern, sie sind essbar, aber säuerlich.
Durch die frühe Blütezeit ist die Kornelkirsche eine besonders wichtige Bienennährpflanze, durch die Früchte ein Vogelschutz- und -nährgehölz. Der Strauch eignet sich auch für regelmäßige, geschnittene Hecken.
Das Holz mit rötlichweißem Splint und dunklem Kern ist so hart und schwer, dass es im Wasser nicht schwimmt, sondern sinkt. Es ist das härteste Holz, das in Europa wächst.
Sehr auffällig ist der Strauch im zeitigen Frühjahr, wenn er noch vor dem Laubaustrieb mit Tausenden von kleinen, goldgelben Blüten übersät ist, die einen schwachen Honigduft abgeben.
Die Kornelkirsche hat sowohl der Ordnung der Cornales ihren Namen gegeben als auch der Familie der Cornaceae (oder Kornazeen), zu Deutsch: Hornstrauch- oder Kornelkirschen- oder Hartriegelgewächse. Innerhalb der Gattung der Hartriegel (Cornus) wird die Kornelkirsche in die Untergattung Cornus eingeordnet, zusammen mit den nächsten Verwandten in Ostasien, etwa der Asiatischen und Chinesischen Kornelkirsche.
Die Früchte, die Kornelkirschen oder auch Kornellen genannt werden, sind botanisch mit der Kirsche nicht näher verwandt. Sie sind wie diese eine Steinfrucht, und zwar mit großem, zweisamigem Kern, gehören aber unterschiedlichen Ordnungen des Pflanzenreiches an: die Kornelkirsche den Cornales, die Kirsche (botanisch: Prunus) den Rosales und dort der Familie der Rosengewächse wie die meisten Obstbäume und -sträucher. Nur im Deutschen und Englischen (cornelian cherry) hat man Cornus mas die Bezeichnung „Kirsche“ gegeben. Im Volksmund werden die Kornelkirschen scherzhaft auch „Hahnenhoden“ genannt, vermutlich weil sie meist paarig herunterhängen, nur 1,5–2,5 g wiegen und zudem meist kleiner sind als echte Kirschen.
Auch hinsichtlich der Früchte steht heute eine größere Auswahl durch Züchtungen zur Verfügung. Während die Früchte der Wildform etwa zwei Gramm wiegen und der Kernanteil 20 Prozent und mehr beträgt, können die Züchtungen bis auf das Dreifache dieses Gewichtes kommen. In der Beschreibenden Sortenliste Wildobstarten des Bundessortenamtes, 1999, sind folgende Kornelkirschen-Sorten aufgelistet:
- ‘Devin’: Mittelstark wachsend; sehr hohe und ausgeglichene Erträge. Früchte etwa 4,5 g, Reife ab Mitte September.
- ‘Titus’: stark wachsend; hohe bis sehr hohe regelmäßige Erträge. Früchte etwa 2,7 g, Reife ab Mitte September.
- ‘Bo 2034’: Früchte etwa 3–4 g, Reife ab Ende August.
- ‘Bo 2035’: Früchte etwa 4 g, Reife ab Mitte bis Ende September. Diese vier Sorten wurden in der Slowakei gezüchtet.
- ‘Jolico’: Früchte mit etwa 6,5 g sehr groß, Kernanteil weniger als 10 Prozent, hoher Zucker- und Vitamin C-Gehalt. Aus Österreich, in einem ehemaligen botanischen Garten entdeckt.
- ‘Schumener’: Üppig gelbe Blüte im März/April. Große, langovale Früchte; sonst wie ‘Jolico’. Aus Österreich.
- ‘Mascula’: Männliche Sorte, starkblühend, geeignet als Befruchtungshilfe, blüht bereits im Jungpflanzenstadium. Aus Österreich.
- ‘Kasanlak’: Starkwüchsig, großfrüchtig, ertragreich. Neue Sorte aus Bulgarien.
- ‘Cormas’ und ‘Macrocarpa’: (= „großfrüchtig“), 1990 in Dänemark selektiert.
Kornellen soll man im fast überreifen, das heißt dunkel- bis schwarzroten Zustand ernten. Sie sind dann süßer, weicher und lassen sich besser pflücken. Auch die Steine lösen sich dann besser vom Fruchtfleisch. Die Früchte reifen im August/September nach und nach. Etwa alle drei Tage erntet man durch Schütteln des Stamms oder der Äste oder indem man mit einer Stange gegen die Äste schlägt. Zur Vereinfachung des Aufsammelns breitet man vorher Tücher unter dem Baum aus. Der Ertrag kann von einem Jahr zum anderen stark variieren. Nach einer sehr reichen Ernte folgt häufig ein mageres Jahr.
Auch heute noch hat die Kornelkirsche, obwohl sie im Duden und anderen Wörterbüchern als „Ziergehölz“ bezeichnet wird, ihren praktischen Nutzen: der Herzwurzler hat ein intensives Wurzelsystem mit starker Adventivwurzelbildung, das erosionsgefährdeten Boden gut befestigt. Da sie schnittfest ist und selbst bei starkem Rückschnitt wieder ausschlägt, eignet sie sich auch gut als Hecke (empfehlenswerte Größe: 150–200 cm hoch, 70–100 cm breit). Mit ihrer Trägwüchsigkeit und maximalen Wuchshöhe bis etwa 8 Meter passt sie gut in die heutigen kleinen Gärten. Hinzu kommt, dass sie gegen Luftverschmutzung widerstandsfähig sein soll, von keinem bedeutenden Schädling befallen wird und ihre Rinde nicht unter Wildverbiss zu leiden hat. Allerdings gehört sie zu den Bäumen und Sträuchern, die im Herbst am frühesten ihr Laub verlieren.
Sie hat auch ihren Wert für einheimische Tiere: Blätter und Triebe werden gern von verschiedenen Wildarten wie Feldhase und Reh angenommen. Die nektar- und pollenreichen Scheibenblüten sind im Frühjahr neben der Salweide erste Nahrung für Honig- und Wildbienen. Die Kirschen werden von Vogelarten wie Kernbeißer, Dompfaff, Kleiber und Eichelhäher sowie Haselmaus und Siebenschläfer gefressen. Auch Fliegen und manche Käferarten wie der Flache Glanzkäfer ernähren sich von ihren Pollen und ihrem Nektar.
Der Kornelkirschenbaum erreicht ein Alter von etwa 100 Jahren. Unter guten Standortverhältnissen dürfte er aber weit älter werden; dies ganz abgesehen von dem sagenhaften Bericht, wonach im alten Rom eine 800-jährige Kornelkirsche gestanden haben soll. In Eisleben-Helfta (nahe den Kriegerdenkmälern in der Hauptstraße) steht ein Exemplar, das laut Bundessortenamt etwa 250 Jahre alt ist, 9 Meter hoch und mit einem Stammumfang von 1,80 Metern. Eindrucksvolle Exemplare stehen in Bonn-Bad Godesberg am Eingangstor zur Redoute und im Godesberger Stadtpark. Weitere alte Exemplare stehen im Garten des ehemaligen Klosters Loccum, Niedersachsen, am Abhang des Heidelberger Schlosses, in Bad Wimpfen im Bereich der ehemaligen Kaiserpfalz, im Alten Botanischen Garten von Zürich und in Karlsbad (heute Karlovy Vary in Tschechien) vor dem 1895 erbauten ehemaligen Kaiserbad.
Schon zur Zeit des Barock war die Kornelkirsche eine beliebte Pflanze für geschnittene Formhecken. Erhaltene Beispiele sind der 1620 angelegte Hofgarten im Zentrum Münchens (nach Zerstörung im Zweiten Weltkrieg anhand von Originalvorlagen wieder neu angelegt), der Südeingang des spätbarocken Parks von Schloss Rheinsberg, der 1811 gegründete Botanische Garten der Universität Breslau (heute Wroclaw in Polen), die Hofjägerallee in Berlin, die durch den Tiergarten zur Siegessäule führt.
Den höchsten wirtschaftlichen Wert erlangt die Kornelkirsche durch die Herstellung von Kornelkirsch(en)wasser mit Hilfe der Brennblase. Einige dieser Obstwässer laufen unter der mundartlichen Bezeichnung Zisserle. Allerdings haben sie in Deutschland bisher noch keine größere Bedeutung. Dagegen ist in Osteuropa seit langem die Herstellung von Wein und Likör aus Kornelkirschen üblich. Es wird vermutet, dass bereits in den steinzeitlichen Pfahlbauten Mitteleuropas schmerzstillende, berauschende Getränke aus vergorenen Kornelkirschen gewonnen wurden. Eine nähere Anleitung zur Herstellung von Kornelkirschenwasser ist 1998 erschienen.
[Quelle: Wikipedia]